Es klingelt. 

Ich bleibe auf dem Sofa sitzen. Ich erwarte niemanden. Ich schaue auf mein Handy. Keine neuen Nachrichten. 

Es klingelt erneut. 

Ich lehne mich vor, um aus dem Fenster zu schauen. Blauer Himmel über den Häusern gegenüber. 

Es klingelt ein drittes Mal. 

DHL kann es also auch nicht sein. Die klingeln maximal einmal. Wenn überhaupt. Bestellt habe ich nichts. Meine Großmutter hat mir früher manchmal Pakete geschickt. Aber eher zum Geburtstag. Bevor sie in die Seniorenresidenz zog. Und bevor sie starb. 

Ich warte. Es klingelt nicht nochmal. 

Im Treppenhaus höre ich es rumpeln. Wie zur Hölle ist jemand ins Haus gelangt? Ich habe die zuschmetternde Haustür gar nicht gehört. Und auch keine Klingel anderswo in diesem hellhörigen Haus. Vielleicht sind es die Zeugen Jehovas? Mit Zweitschlüssel oder Dietrich? „Wir möchten mit Ihnen über das Jenseits sprechen“, schießt es mir durch den Kopf. Jenseits… Diesseits. Scheiß drauf. Universum. Das ist es, woran ich glaube. Auch wenn es mich in letzter Zeit ein paar Mal im Stich gelassen hat, wenn ich einen Parkplatz in der Nähe der Arbeit bestellt habe. Inzwischen bestell ich nicht mehr. Ich parke einfach weiter weg und gehe zu Fuß. Ist eh gesünder. Macht den Kopf frei, liefert frische Luft. Befüllt den Schrittzähler. 

Ich lausche wieder ins Haus hinein. Nichts. Keine Schritte, keine Tür, keine Klingel. Wer das wohl war? Das letzte Mal, als es geklingelt hat und ich aus Faulheit und ich, weil ich niemanden erwartet habe, nicht aufgemacht habe, hat mir die Freundin meines Bruders per Fleurop Blumen geschickt. Als Dankeschön. Weil ich während ihres Urlaubs die Hasen gefüttert und die Blumen gegossen habe. Der DHL-Fahrer hat das Paket damals bei der Postfiliale abgegeben. Wo ich es dann zwei Tage später, am Montag, abgeholt und die armen, welken Blumendinger entgegengenommen habe. Das tat mir sehr leid. War es doch so nett gemeint gewesen. Vielleicht sollte ich doch mal nachschauen. 

Augen verdrehen, stöhnen, fluchen, aufstehen. 

Ich schlurfe zur Tür. Seitdem ich hier wohne, habe ich keinen Spion mehr. Und keine Kette zum Vorlegen, falls draußen ein Irrer steht. Nun gut, nur Mut. Vielleicht brauche ich ein Überraschungsmoment? 

Ich reiße die Tür auf. 

Gucke rechts, gucke geradeaus, gucke auf meine Füße. Dort auf der Fußmatte liegt ein winziges Paket. So klein, dass ich es fast übersehen hätte. „Häh?“ sagte ich laut und meine Stimme hallt im Treppenhaus. 

Augen verdrehen, bücken, meckern. 

Ich nehme das Paket – Päckchen – Mini-Ding auf und lege es in die linke Handfläche. Es ist kleiner als eine herkömmliche Streichholzschachtel. Und es ist blau. Und es hat winzige Glitzersterne – um das zu erkennen muss ich es mir fast direkt vor die Augen halten. 

„Häh?“ sage ich nochmal und schließe die Wohnungstür. 

Auf dem Weg zum Sofa begutachte ich das Paket. „Ist das ein Scherz?“ denke ich. 

„Nein“, echot es durch meinen Kopf „Gewiss kein Scherz Scherz Scherz.“

Okay, nun werde ich also verrückt… So geht das also! Aha. 

Ich lege das „Paket“ auf den Tisch, der vor dem Sofa steht. Und setze mich. Es raschelt und surrt. Ein Hologramm in Form einer Sprechblase erscheint.

… 

 Photo by jesse ramirez on Unsplash

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