2018

Ich sitze im Kurs „Kreatives Schreiben“. Vor mir liegt wie immer ein karierter Collegeblock mit vielen angefangenen Geschichten und Texten. Denn wir schreiben hier oft auf Zeit – damit wir am Ende auch noch vorlesen und uns austauschen können. So haben meine Geschichten und Texte oft kein Ende. Mein blauer Lamy-Füller mit blauer Patrone und ich sind startklar. Die Dozentin gibt uns zum Warmschreiben (7 Minuten) einen Aufschlag. Der lautet „Die Sau rauslassen“. Na, dann mal los. 

---

Die Sau rauslassen – das kann ich. Ich bin hier und meine Schrift sieht nach nur zwei Zeilen schon echt saumäßig aus. Aber das macht ja nix. Ich werde es nachher wohl noch lesen können. 

Die Sau rauslassen, also. Da muss ich auch die Geschichten über Schweineohren denken, die ich hier im Kurs schon geschrieben habe. Wo die wohl sind? Im Umzug ist alles etwas durcheinandergeraten. Aber im Chaos – dort in der neuen Wohnung – da müssen sie ja irgendwo sein. 

Meiner Kollegin habe ich heute vom Kurs erzählt. Und von den Geschichten, die hier entstanden sind. Ich möchte sie gern alle in einen Ordner/Hefter oder so ähnlich legen. Dann hab ich sie zusammen "... und dann mache ich ein Buch daraus“ habe ich heute zum Spaß gesagt. Und die Kollegin sagte: „Ja, ein Buch mit halben Kurzgeschichten!“

Die Idee klingt gut. Würde das wohl jemand kaufen? Da darf man aber keine Zwangsstörung haben oder wie das heißt. Denn dann wären so halbe Geschichten ja doch auch nervenaufreibend. Denn die lassen so viel Spielraum. Aber für Leute, die sich gern etwas zurecht spinnen, wäre es vielleicht genau das Richtige. Die könnten sich dann ja ihr eigenes Ende überlegen und das wäre dann ja auch etwas Gutes. Jeder nach seiner Façon. Wie schreibt man das überhaupt?